14. April 2023

Kantonalbanken: Solide Stützen des Finanzplatzes

Letztes Update:  14. April 2023

Die Kantonalbanken blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 zurück. Ihr Ge-schäftsmodell steht auf grundsoliden Pfeilern und sie spüren das Vertrauen der Kun-dinnen und Kunden. Damit bleiben und sind sie verlässliche Konstanten des Schwei-zer Finanzplatzes. Die kumulierte Bilanzsumme der 24 Institute ist per 31.12.2022 auf 782,4 Milliarden Franken angestiegen (+4,5%). Den Geschäftserfolg steigern die Kanto-nalbanken um 4,8 Prozent auf 4,3 Milliarden Franken.

Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld ist geprägt von geopolitischen Verwerfungen. Diese ha-ben für eine konjunkturelle Abkühlung gesorgt, die Inflation ansteigen lassen und eine hohe Volatilität an den Finanz- und Kapitalmärkten verursacht. Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS erfährt auch der Bankenplatz Schweiz massive Umwälzungen. In die-sen stürmischen Zeiten bewährt sich das auf Kontinuität ausgerichtete Geschäftsmodell der Kantonalbanken. Wie die kumulierten Abschlusszahlen 2022 zeigen, sind die 24 Institute äusserst solide aufgestellt und erfolgreich unterwegs. «Die Kantonalbanken sind verlässliche Konstanten des hiesigen Finanzplatzes. Ihr Geschäftsmodell mag für einige als langweilig gelten – es zeichnet sich aber aus durch Sicherheit, Verlässlichkeit und Nachvollziehbarkeit. Das sind die zentralen Elemente des Bankgeschäfts», zeigt sich Hanspeter Hess, Direktor des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken, überzeugt.

Profitables Volumenwachstum

Im vergangenen Jahr konnten die Kantonalbanken ihr Geschäftsvolumen weiter ausbauen. Die kumulierte Bilanzsumme aller 24 Institute beläuft sich per 31.12.2022 auf 782,4 Milliar-den Franken. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Zunahme von 4,5 Prozent. Die Kundenausleihungen haben sich im Jahresverlauf um 4,8 Prozent auf 514,7 Milliarden Fran-ken erhöht. Davon betragen die hypothekarisch gedeckten Forderungen 458,7 Milliarden Franken (+5,0%) oder knapp 90 Prozent. Die Kantonalbanken verfolgen weiter eine ausge-wogene Risikopolitik und setzen auf ein kontrolliertes Wachstum der Ausleihungen. Aufgrund der hohen Qualität des Kreditportfolios mussten nur moderat neue Wertberichtigungen für Ausfallrisiken im Zinsgeschäft gebildet werden.

Ein Ausweis für das grosse Vertrauen der Kundinnen und Kunden ist der Neugeldzufluss. Die Kundengelder (Verpflichtungen aus Kundeneinlagen und Kassenobligationen) sind per 31.12.2022 um knapp 20 Milliarden auf 461,7 Milliarden Franken (+4,5%) angestiegen. Dabei decken die Kundengelder die Kundenausleihungen zu rund 90 Prozent. Der hohe Refinan-zierungsgrad unterstreicht die Sicherheit und Solidität der Kantonalbanken.

Rückenwind durch Zinswende

Die Rentabilität entwickelt sich im Gleichschritt mit dem Volumenwachstum. Aus dem opera-tiven Geschäft der Kantonalbanken resultiert ein Geschäftserfolg von 4,3 Milliarden Franken (+4,8%). Der Reingewinn beläuft sich auf 3,6 Milliarden Franken, was einer Steigerung von 7,8 Prozent entspricht. Wichtigster Ertragspfeiler der Kantonalbanken bleibt das Zinsge-schäft. Dieses stand 2022 ganz im Zeichen der Zinswende. Nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Leitzinsen im September wieder ins Positive gehoben hat, ist die historische Ära der Negativzinsen beendet. Zusammen mit dem Wachstum bei den Kunden-ausleihungen hat sich der Zinsanstieg positiv auf das Ergebnis ausgewirkt. Die Kantonalban-ken verzeichnen ein Netto-Erfolg im Zinsgeschäft von 6,1 Milliarden Franken. Dies ist eine Zunahme von 6,6 Prozent. Aufgrund der Verwerfungen an den Finanzmärkten ist dagegen das indifferente Geschäft leicht rückläufig. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleis-tungsgeschäft sank 2022 um 1,2 Prozent auf 2,7 Milliarden Franken. Der Erfolg aus dem Handelsgeschäft legte um 16,6 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Franken zu.

Konstant hohe Ausschüttungen

An der guten Ertragslage der Kantonalbanken partizipieren in hohem Masse die kantonalen Eigner. Für 2022 liefern die 24 Institute über 1,8 Milliarden Franken an Kantone und Gemein-den in Form von Gewinnablieferungen, Entschädigungen für das Eigenkapital, Dividenden, Abgeltungen der Staatsgarantie und Steuern ab. Das sind umgerechnet 211 Franken pro Einwohnerin und Einwohner der Schweiz. Die Ausschüttungen bleiben damit konstant hoch. In den vergangenen zehn Jahren haben die Kantonalbanken insgesamt 16,3 Milliarden Fran-ken an Kantone und Gemeinden ausgeschüttet.

Starke Kapitalisierung

Das Geschäftsmodell und das Vertrauen der Kundinnen und Kunden sind wesentliche Pfeiler der Solidität und Sicherheit der Kantonalbanken. Zudem gehören sie zu den bestkapitalisier-ten Banken des Finanzplatzes. 2022 haben sie ihre risikotragende Substanz weiter gestärkt. Die Eigenmittel (Kernkapital net Tier 1) liegen per 31.12.2022 bei 56,5 Milliarden Franken (+3,5%). Die Reserven für allgemeine Bankrisiken betragen 16,4 Milliarden Franken (+2,4%). Mit einer durchschnittlichen Gesamtkapitalquote von 18,7 Prozent übertreffen alle Kantonal-banken die regulatorische Vorgabe deutlich. Die Werte der einzelnen Banken liegen zwi-schen 17,0 und 26,2 Prozent.

Kantonalbanken unterstützen Aufarbeitung der CS-Ereignisse

Sicherheit und Vertrauen sind wesentliche Pfeiler des hiesigen Finanzplatzes. Es ist wichtig, dass betroffene Institute und die Behörden in einem Moment der Schieflage alle zur Verfü-gung stehenden Massnahmen ergreifen, um die Stabilität des Finanzplatzes zu erhalten. Im Fall der Credit Suisse ist dies gelungen. Dennoch bleibt Klärungs- und Handlungsbedarf. Die Kantonalbanken unterstützen die vom Parlament im Rahmen der ausserordentlichen Session von dieser Woche geforderte Aufarbeitung der Ereignisse. Wichtig ist, dass allfällige neue regulatorische oder gesetzliche Massnahmen einen gezielten Lösungsbeitrag zu einem iden-tifizierten, massgeblichen Problem leisten. Zudem gilt es, Vorgaben klar zwischen den inter-national systemrelevanten Grossbanken und den weiteren Bankenkategorien des Schweizer Finanzplatzes zu differenzieren.